Wenn ich etwas mitteilen müsste über den Autor Herbert H. T. Osenger, wie würde ich mich dieser Aufgabe nähern, ohne zu viel oder zu wenig von mir preiszugeben? Gibt es da überhaupt etwas Interessantes zu sagen? Vielleicht geht es so:
Ich schreibe.
Ich schreibe, also bin ich. Oder ist das zu einfach gedacht? Zu geradlinig, als dass es wahr sein könnte? Vielleicht ist unser Handeln und unser Dasein doch nur eine Spiegelung von etwas, was gar nicht existiert. Eine Illusion, hervorgerufen durch eine Laune des Schicksals oder eines Gottes.
Wenn Sie mit Gedanken dieser Art nichts anfangen können, dann lesen Sie besser gar nicht erst weiter.
Wenn wir schon von Ihm reden: Es mag durchaus sein, dass Gott existiert. Wenn Gott existiert, dann ist Er ein Wesen, das für den Menschen nicht erfassbar ist. Und es hat auch keinen Sinn, Gott anzubeten. Wer will, mag das tun; meines Erachtens ist es zwar kein Fehler, aber es ist vergebens, es sei denn, man erreicht durch das Gebet das, was andere Menschen durch eine Meditation erlangen: Entspannung, Optimismus, Kraft. Aber beispielsweise um Vergebung der Sünden zu beten, welche Sinn sollte das haben? Wenn es Gott gibt, dann hat Er mehr Verständnis für die guten und schlechten Taten des Menschen als jeder seiner Artgenossen. Schließlich hat Er diese Wesen doch in all ihrer Unvollkommenheit geschaffen. Die Menschen neigen dazu, „ihren“ Göttern menschliche Eigenschaften zuzuschreiben. Götter haben es nicht nötig, angebetet zu werden. Sie hassen auch nicht, sie verdammen auch nicht. Nur Menschen wollen Verehrung, nur Menschen wollen anderen Übles, nur Menschen wollen Macht über andere ausüben.
Wieso schreibe ich? Weil ich immer schon Geschichten mochte! Und je fantastischer sie waren, je unheimlicher und gruseliger, desto mehr habe ich sie gemocht. Dabei war ich immer schon alles andere als furchtlos, im Gegenteil. Von frühesten Kindestagen an quälten mich Angst und Furcht. Wenn mir also das Unheimliche interessant erschien, dann war ich hin- und hergerissen zwischen Angst und Faszination. Sie sagen, dass das merkwürdig ist? Natürlich ist das merkwürdig. Es ist sogar verrückt. Aber nur die verrückten Menschen sind für mich interessant, die sogenannten normalen finde ich langweilig. Ich kann mit ihnen nichts anfangen.
Ich weiß und kann versichern, dass ich dem Tode immer schon sehr nahe war. Auch wenn ich es damals noch nicht verstand, so habe ich doch schon als kleinstes Kleinkind einen Blick getan über jene Grenze, die die Lebenden von den Toten trennt. Später, als Erwachsener, geschah mir das noch einmal. Ich vermute, dass daher die Faszination rührt: Das Wissen, dass in den Schatten und in der Finsternis, die für das menschliche Auge nicht zu durchdringen ist, Wesen und Dinge eine für uns verborgene Existenz führen; ungeachtet der Meinung vieler Zeitgenossen, dass Spuk und Geister alberner Aberglaube sind. Für diese Leute gibt es weder Engel noch Dämonen, keine übersinnlichen Gaben oder Fähigkeiten, Tarot und Amulette sind Unfug. Aber das sind ja auch die Leute, die von sich selbst glauben, dass sie die Weisheit dieses Universums nicht mit dem Esslöffel, sondern mit der Schöpfkelle gefressen haben. Überlassen wir sie getrost ihrer Überzeugung!
Die Menschen, die Sklaven ihrer eigenen Rationalität und Vernunft sind, werden nie nachvollziehen können, was die Leser*innen eines fantastischen Romans empfinden. Sie sind in den Grenzen, die sie sich selbst setzen, gefangen. Es mag auch sein, dass andere ihnen diese Grenzen setzten. Diese Leute sind dann ganz besonders zu bedauern.
Ich bin nicht gerne irgendwo gefangen. Und Sie? Wie ist das mit Ihnen? Verlassen wir doch die bekannten Gefilde, überschreiten wir die Grenzen, fliegen wir über sie hinweg! Von mir aus können wir sie auch untertunneln, vielleicht wird das gruseliger; mal sehen, wen wir beim Graben der Tunnel so alles treffen. Jedenfalls sind Zäune zum Drüberklettern da, nur so machen sie Sinn.
Also los! Wer kommt mit?